Spätsommer und die Erinnerungen an österliches Auferstehen
Erinnerungen an das Osterfest 2023 ist Spätsommer und ich denke an den Ostertag in diesem Jahr. Mit dem Osternsonntag beginnt ja stets eine lange Zeit der österlichen Freude. Erneut dürfen wir unsere Tage in dem Bewusstsein verbringen, dass unser Leben sich in jedem Augenblick neu gestalten kann. Wir müssen es uns nur selbst erlauben. Mit der Osterbotschaft wurde uns allen die göttliche Zusage ewigen Lebens eindrücklich vor Augen geführt. Auferstehung ist nichts, worauf wir bis in ferne Ewigkeiten warten müssen. Wir dürfen dieses Geschenk jetzt annehmen und wir dürfen jetzt, in diesem Augenblick neu erblühen, um mit frischer Kraft unser Leben weiterzuleben. Wir dürfen wieder aufblühen und auferstehen.
Die Natur ist uns Vorbild. Im Frühling beginnen die Pflanzen zu wachsen. Wir können ihre neu erwachten Kräfte förmlich riechen. Ein Duft von Süße, von Freiheit, von Energie, von Lebenswillen umschmeichelt unsere Sinne, wenn wir draußen spazieren gehen oder im Garten arbeiten.
Auch wir sind ein Teil der Natur. Der Mensch steht nicht über den Dingen. Er ist Teil der Dinge um ihn herum und als Lebewesen unterliegt er den gleichen Naturgesetzen, die auch im Pflanzen – und Tierreich Geltung haben.
Wir waren müde und krank
Wir vier Schwestern waren lange Zeit müde und matt. Kein Wort wollte unserer Feder entspringen, kein Ton sich unserer Kehle entwinden. Die Ereignisse auf der Welt um uns herum haben uns bis in die Hoffnungslosigkeit hinein, krank gemacht. Wir waren verwelkt.
Das ist ja auch kein wirkliches Wundern wert. Corona und die Geschehnisse um diese virulente Lebensbegleitung, Kriege in allen Ecken der Welt, Menschen auf der Flucht, Zerrissenheit in den Familien, Künste und Künstler in Bedrängnis… Unser Schweigen war die Antwort auf alle Probleme.
Uns fiel einfach nichts mehr ein. Kein Gefühl der Wut, kein Gefühl der Freude, kein Gefühl der Angst, kein Groll, kein Zorn trieben unsere Gemüter ins Handeln. Nur Verzagtheit, Mutlosigkeit und Ohnmacht bestimmten unseren Alltag. Dabei waren wir doch einst mutig angetreten, die Kunst und damit das Schöne in der Welt vor dem Untergang zu bewahren. Wir vier wollten doch, über alle Mattigkeit der Welt hinaus, Lebensfreude und Lebensmut verkünden, vorleben und in der Welt sichtbar machen.
Wir verstummten
Sanni, die ansonsten ja immer lebensfrohe Genießerin, hatte bis zum vergangenen Frühjahr noch wunderschöne Ideen und wollte ihre Songs, die ja wirklich aufmunternd und damit ansteckend sind, weiter schreiben. Sie verstummte als Erste.
Dorò Théa, unsere philosophische Poetin, fand noch eine Zeit lang Worte und brachte ihre Gedichte zu Papier. Aber dann fiel auch ihr nichts mehr ein. Was sollte sie auch noch aufschreiben, bei dem Irrsinn, der sich in der Welt abspielte. Auch sie zog sich zurück, weil scheinbar niemand mehr ihren Impulsen folgen wollte.
Susanne, die immer fröhliche Sängerin, verstummte. Die Lieder, die sie sonst sang, fanden den Weg nicht mehr aus ihrer Kehle. Ihr Hals war wie zugeschnürt. Sie versuchte es immer wieder, weil sie ja mit ganzem Herzen Sängerin war. Aber es wurde immer schlimmer und ihr Körper versagte die Mitarbeit im sängerischen Dienst. Sie wollte nur noch schlafen.
Und dann war nur noch ich übrig. Ich, Divadonna, die große Schwester, die gewohnheitsmäßig immer zur Rettung bereit zu stehen hatte.
Ich kann das eigentlich gut
Eigentlich kann ich das wirklich gut. Ich bin die geborene Retterin, Kämpferin, Planerin, Organisatorin, Mutmacherin – aber dieses Mal? Ich konnte mich nur noch über mich selbst wundern. Alles was ich las in Zeitungen, in Kommentaren, in aktueller Literatur, alles was ich hörte im Radio, was ich sah im Fernsehen war so dermaßen schräg, unheilvoll, unausgegoren und verwirrend, dass sogar ich völlig kraftlos wurde und mich wunderte, warum sich noch nicht einmal ein einziges Fünkchen Kraft spendener Wut in mir entzünden lies. Ich war regelrecht ausgeschaltet und konnte nichts mehr.
Licht aus im Bloghaus der Musen
Im Bloghaus der Musen waren, im wahrsten Sinne des Wortes, die Lichter ausgegangen. Jede von uns war in ihrem Zimmer mit ihren eigenen Sorgen und Gedanken beschäftigt. Jede musste sich irgendwie selbst retten. Wir hatten kein Gespür für die Nöte der anderen. Jede lebte für sich und die Treffen in der Küche, auf dem Flur oder im Garten blieben wortlos.
Wir waren nicht die Einzigen
Wir waren nicht die Einzigen, denen es so erging. Viele Menschen haderten mit ihren individuellen Schicksalen und sahen sich als einzige Opfer der Situation. Gespräche verstummten in Familien, im Freundeskreis, in Organisationen und Verwaltungen oder waren auf ein absolut notwendiges Minimum beschränkt. Überall fehlten Kraft, Mut und Ausdauer.
Und plötzlich
Aber nun, ganz plötzlich, nach einer langen Zeit der inneren Einkehr, war wieder Ostern! Und wir spürten alle vier, dass dieses Osterfest, wie kaum je eines zuvor, Auferstehung spürbar machte. Wir erlebten alle vier diesen kaum zu beschreibenden Impuls des Genährtseins, den Wunsch nach einem Aufbruch, das Gefühl, etwas tun zu wollen, die aufkeimende Freude am Dasein und die Sehnsucht nach Schönem und Gutem.
Sanni ging sofort in die Küche und kochte für uns alle vielerlei Suppen. Das ist ihre Art zu zeigen, dass sie wieder voll im Leben steht. Doró Thèa schrieb ein Gedicht nach dem anderen und verwöhnte uns mit ihren Lesestunden. Susanne ging in ihr Arbeitszimmer und untersuchte den Notenschrank nach brauchbarer Literatur zum Wiedereinstieg in ihr Sängerinnenleben.
Die Blüten von einst
Und ich? Ich beobachtete das Ganze erst einmal aus sicherer Entfernung, denn ich kenne ja dieses Aufflackern der Lust, wenn es darum geht, an alte Tugenden anzuknüpfen und ich kenne den Schmerz, wenn ich erkenne, dass das Alte nicht mehr in die Zeit passt, in die ich gerade hineingewachsen bin. Ja, wir sind alle vier auferstanden und aufgeblüht. Jedoch haben wir unser neues Wesen noch nicht voll entfaltet und es kann gut sein, dass unsere Blüten nach dieser langen Zeit der Einkehr, der Trauer und Entbehrung ganz anderes aussehen und duften werden, als die alten Blüten, die wir einst an uns kannten.
Doch auch dieses neue Blühen trägt die Überschrift, die Kunst in all ihren Facetten zu behüten und zu befördern und vielleicht entdecken wir neue Kunstrichtungen, neue Arbeitsmittel, neue Stilrichtungen, neue Klänge, neue Rhythmen, eben ganz neue Rezepturen, um dem Leben in dieser neuen Zeit mit Mut und Kraft zu begegnen.
Kraft für alle Menschen dieser Welt
Wir wünschen, dass die Erinnerung an die Osterbotschaft 2023, dieses befreiende Gefühl der österlichen Auferstehung, allen Menschen dieser Welt Kraft und Mut schenken möge, um den Anforderungen aller anstehenden Alltäglichkeiten gelassen und gewappnet begegnen zu können, denn das Leben ist schön auch dort, wo es uns die Notwendigkeit der Anstrengung, die in der Begegnung mit neuen Herausforderungen liegt, spüren lässt.
Wir vier sind an Ihrer Seite. Wir denken an alle, die auf der Suche nach der Leichtigkeit in Schwermut verfallen, an alle, die ihrer Genesung entgegenstreben, an alle, die einen Neuanfang wagen, an alle, die sich von Gewohntem verabschieden, an alle die weinen, an alle die lachen, an all die, die ihre Heimat verlassen mussten und an an jene, die eine neue finden durften. An alle Mutigen und an alle Ängstlichen denken wir, an alle Großen und an alle Kleinen und wir wünschen jedem Menschen auf dieser Welt, dass er spüren darf, dass Ostern nicht nur eine Erinnerung bleiben muss. Wenn wir Menschen es wollen, ist Ostern immer genau jetzt und aufstehen, körperlich oder geistig, können wir alle, jederzeit.
Wir melden uns jetzt wieder öfter
Wir sind wieder aufgewacht und wir werden uns nun wieder öfter melden. Es gibt doch viel zu bedenken und zu beschreiben in unserer Welt. Bleiben Sie behütet und bleiben Sie froh und gelassen.
Wir denken an Sie.
Herzliche Grüße von Ihren vier Schwestern aus dem Boghaus der Musen.