Die göttliche Herrin

Ich bin die älteste von uns vieren. Diejenige, die den Überblick behalten möchte. Ob es mir immer gelingt, weiß ich nicht. Meine Schwestern behaupten, ich wäre die „Besserwisserin“. Das geht, glaube ich allen älteren Schwestern so. Und manches Mal stimmt es ja sogar, denn wir sind älter, wir haben so Einiges früher erfahren dürfen und müssen. Und weil wir gerne unsere kleineren Schwestern vor Erfahrungen bewahren wollen, die für uns selbst unangenehm oder gar schmerzhaft waren, geraten wir leicht in den Ruf, eine Besserwisserin zu sein.

Es hat lange gedauert, bis ich lernen durfte, dass meine Erfahrungen eben meine sind und dass meine Schwestern ihre eigenen Erfahrungen in ihrem eigenen Leben machen müssen und dürfen. Ich kann sie ihnen nicht abnehmen, ich kann sie nicht mildern und Warnungen helfen gar nichts. Schwester sein bedeutet, auszuhalten, dass die Kleinen die gleichen Erfahrungen machen, die ich selbst auch gemacht habe, es bedeutet auszuhalten, dass die jüngeren Schwestern leiden und es bedeutet, dass ich es aushalten muss, dass das, was mich einst geschmerzt hat, der anderen zur Freude gereicht. Schwester sein bedeutet, tolerant zu sein, zu sich selbst und zu den anderen. Das ist keine leichte Aufgabe aber es ist eine Aufgabe, die uns, die wir Schwestern sind, lebenslang begleiten wird.

Ich bin ja nun die große Schwester. Da wird einiges erwartet. Sie müssen sich jedoch noch ein wenig in Geduld üben, denn das, was ich zum Gelingen unseres Blog – Haus – Projektes anzubieten habe, muss noch reifen. Zunächst versuche ich erst einmal, den Überblick zu behalten, wie es sich für eine große Schwester gehört. Bleiben Sie neugierig.

Die göttliche Herrin